Rega-Mündung
Aquarell in verschiedenen Grautönen und lavierte Tuschfederzeichnung.
Signiert, datiert und betitelt.
1929
22,2 x 37,5 cm auf 29,1 x 40,2 cm
Während der für den Künstler ausgesprochen produktiven Schaffensphase Ende der 20er Jahre nach der Umsiedelung des Bauhauses nach Dessau und vor dessen Schließung durch die in Sachsen-Anhalt bereits seit 1932 regierenden Nationalsozialisten verbringt Feininger die Sommerzeit zwischen Mai und September in dem Fischerort Deep, der zwischen Swinemünde und Kolberg an der pommerschen Küste liegt. Hier ist es auch, wo das Flüßchen Rega in die Ostsee mündet. Wie Hans Hess in seiner Feininger-Monographie von 1959 dokumentiert, herrschen in diesen Jahren bei den Aquarellen der Reifezeit oftmals die Grautöne vor.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wird Feininger als "entarteter Künstler" diffamiert: Die neuen Machthaber beschlagnahmen 378 seiner Werke aus deutschen Museen, neunzehn Bilder werden ab Juli 1937 in der Münchner Schandausstellung Entartete Kunst gezeigt. Im gleichen Jahr schließlich siedeln die Feiningers in die USA über.
Das Motiv der Regamündung hat der Künstler in mehreren Tuschzeichnungen und drei Gemälden der Jahre 1927 und 1929 gestaltet (Hess 283, 284 und 318)). Wie der Künstler die Küstenperspektive in vorliegendem, intensiv durchgearbeitetem Blatt moduliert, ist in seiner technischen Brillanz bemerkenswert. In seiner Klarheit und kompositorischen Strenge gestaltet Feininger ein zutiefst romantisches Sujet, das an ähnliche ästhetische Konstellationen in den Gemälden von Caspar David Friedrich denken lässt.
Feininger erfuhr mit der umfassenden Ausstellung seiner Werke 1931 eine letzte große Ehrung in Deutschland . Danach wird es einsam um ihn. Gleichwohl gelingen ihm vor der Emigration tief poetische Werke, von denen diese Arbeit als ein kongeniales Beispiel gelten kann.
Auf chamoisfarbenem, schwerem Ingres-Bütten.
Bis auf Reißnagelspuren von der früheren Fixierung durch den Künstler sowie leichtem Lichtrand außerhalb der Darstellung von sehr gutem Erhaltungszustand.
Provenienz: Galerie Kornfeld, Bern, 1995
Seitdem Privatsammlung Bodensee