Erich Heckel (1883-1970)
Italienische Lanschaft
Rohrfeder und Tuschpinselzeichnung, signiert.
1909
29,0 x 42,9 cm auf festem Werkdruckpapier im Format 37,4 x 51,5 cm
Schon ein Jahr bevor der Brücke-Künstler Erich Heckel zum ersten Mal Berlin besucht, führen ihn seine ersten künstlerischen Erkundungen im Ausland von Februar bis Mai 1909 nach Italien. Die mehrmonatige, bis in die süditalienische
Campagna und in die Metropole Rom führende Schaffensphase erweist sich in zweierlei Hinsicht als bedeutsam. Das Frühjahr in Italien war künstlerisch ertragreich, erbrachte es doch allein 15 bei Vogt dokumentierte Gemälde, von denen aber nicht weniger als 10 durch spätere Kriegszerstörungen verloren gingen.
Neben den Arbeiten in Öl waren Aquarelle, Rohrfeder- und Tusche sowie Kohle und Bleistift seine bevorzugten graphischen Techniken.
Hier habe ich einiges gemalt und gezeichnet; noch sind die Weinberge rot und das Grün der Saat ist sehr intensiv. Die letzten Tage waren wundervoll, blauer flimmernder Himmel und heiße Sonne, daher bin ich wohlauf und arbeite früh und nachmittag, schreibt der Künstler am 16. April 1909 aus Italien an seine Mentorin Rosa Schapire.
Diese erste große Reise des Künstlers markiert zum Zweiten in gewisser Weise das Ende jener unruhig suchender Jahre der frühen Brücke-Zeit, indem sein Stil sukzessive souverän gereifter und flüssiger wird.
Die oft etwas schwerflüssige Gestaltungsweise lockerte sich auf Heckels Italienreise. Die durchlaufenden Linien werden durch Linienfragmente ersetzt,die das Auge zur Ergänzung der fehlenden Teile zwangen und so einen Bewegungsvorgang selbst bei ruhenden oder statischen Objekten suggerierten. Diese Arbeitsweise ist nach seiner Rückkehr von allen Gruppen-angehörigen, vorzugsweise für Skizzen, übernommen worden.
Karheinz Gabler: Erich Heckels Zeichnungen und Aquarelle,
in: E.H. 1883-1970, München 1983. S. 49
Die vorliegende, vollgültig ausgeführte, gleichsam assoziativ inszenierte Zeichnung dokumentiert Elemente grundsätzlicher Strategie von Heckels Landschaftsdarstellungen wie etwa die freie Verwendung der Perspektive und die bewußte Führung des Blickes des Betrachters. Die wohl im Umfeld eines Dorfes im Latium oder in der Campagna eingefangene südliche Landschaft verkörpert ein für die Entstehungszeit typisches Werk des Künstlers und seines graphischen Gestaltungswillens während der besten Jahre der Dresdner Künstlergruppe Die Brücke.
Mit einer Echtheitsbestätigung vom November 1972
von Siddi Riha-Heckel, der Witwe des Künstlers
Provenienz:
Karl & Faber, Auktion November 1972.
Seitdem Privatsammlung, Überlingen
Preis auf Anfrage